Interview zum "Tag der Pflege" mit Krankenschwester und Hygienefachkraft Martina

Martina Koopmann, Krankenschwester und Hygienefachkraft im Kinder-Hospiz Sternenbrücke

Hallo Martina, schön, dass Du Dir heute ein bisschen Zeit nimmst und aus Deinem Alltag und Deiner Arbeit in der Sternenbrücke berichtest.

 

Stell Dich doch einfach mal kurz vor; was ist Dein Job in der Sternenbrücke?

Ich bin Martina Koopmann und ich bin bereits im elften Jahr in der Sternenbrücke tätig, aktuell mit 25 % in der Pflege und mit 75 % als Hygienefachkraft.

 

Das ist ja spannend, wie wird man Hygienefachkraft?

Die Voraussetzung dafür ist, als Gesundheits- und Krankenpfleger oder Krankenpflegerin gearbeitet zu haben. Man braucht das Staatsexamen und fünf Jahre Berufserfahrung im Bereich der Pflege. Ich war zunächst Hygienebeauftragte in der Sternenbrücke, also eine ernannte Beauftragte ohne große Vorkenntnisse. Schließlich wurde ich gefragt, ob ich die Ausbildung zur Hygienefachkraft machen möchte. Diese habe ich dann im Hygiene- und Umwelt-Institut in Hamburg absolviert. Sie dauerte zwei Jahre mit Schule und Praktika in sämtlichen Bereichen der Krankenhäuser. Und jetzt bin ich hier Fachkraft.

 

Warum hast Du Dich für einen sozialen Beruf in der Pflege entschieden?

Bereits mit 13 Jahren habe ich mir gesagt, ich muss Krankenschwester werden. Das war damals schon so! Mittlerweile liegt mein Examen 30 Jahre zurück und nie konnte ich mir etwas anderes vorstellen. Die Pflege ist meine Berufung! Der Beruf mach mir Spaß und daran hat sich auch im Laufe der Jahre nichts geändert!

 

Warum hast Du Dich für die Sternenbrücke entschieden?

Ich komme ursprünglich aus der Intensivmedizin im Erwachsenenbereich. Anschließend habe ich in die Behindertenhilfe gewechselt, in den therapeutischen Wohnbereich. Dort habe ich 13 Jahre lang gearbeitet. Als ich dann nach Hamburg gezogen bin, wurde ich Wohnbereichsleitung im Schwerstpflegebereich für Wachkomapatienten. Das habe ich eine Zeit lang gemacht, bis ich schließlich auf eine Stellenanzeige der Sternenbrücke gestoßen bin, die Pflegefachpersonal suchte. Das war etwas, was ich mir gut vorstellen konnte. Ich habe meine Bewerbung abgegeben und es war sofort wie nach Hause kommen.

Ich bin unterschiedliche Wege gegangen in meinem Berufsleben und das vereint sich alles hier in der Sternenbrücke. Das war ein ganz irres Gefühl. Bereits während der Einarbeitung habe ich gemerkt, es passt einfach, die Stelle vereinte viele Bereiche, in denen ich vorher schon gearbeitet hatte und ich weiß auch, ich gehe hier nicht mehr weg.

 

Wie sieht ein Tagesablauf bei Dir aus?

Ich komme morgens, meistens gegen 6.15 Uhr an, hole mir ein Getränk und gehe dann ins Dienstzimmer, wo die Übergabe vom Nacht- in den Frühdienst stattfindet. Dann wird besprochen, wer welches Kind tagsüber versorgt. Einige unserer Gäste äußern auch schon vorab Wünsche, von welcher Pflegekraft sie gerne umsorgt werden möchten, darauf nehmen wir natürlich Rücksicht.

Anschließend gehen wir dann zu den Medikamenten-Stellen, weil schon ganz viele Kinder oder Gäste ganz früh morgens Medikamente bekommen. Ich erstelle mir meinen Tagesablauf, je nachdem, welchen Gast ich habe, und wie mobil er/sie ist. Manche äußern auch Wünsche, z.B. nach einem Spaziergang oder einem Ausflug. Andere haben ggf. auch schon Pläne mit den Eltern geschmiedet.

Gegen 8.30 Uhr kommt unser Physiotherapieteam und es werden Termine abgesprochen, wann welche Therapien stattfinden. Zweimal in der Woche findet auch eine Schwimmtherapie statt. Das muss koordiniert werden, damit die Gäste vor Ort sind und nicht aushäusig. Auch die Gäste haben einige Termine, die wir unbedingt einhalten müssen. So gestalten wir uns mit den Kindern den Vormittag.

Mittags ab 13.00 Uhr findet dann wieder eine Übergabe für den Spätdienst statt und 14.45 Uhr hat der Frühdienst dann Feierabend, wenn alles nach Plan läuft.

 

Welche Deiner persönlichen Stärken kommen in der Pflege zum Tragen?

Ich glaube, ich bin ein sehr ausgeglichener, aber auch temperamentvoller Mensch. Das ist gerade bei den Kindern sehr wichtig. Man muss das innere Kind leben, man muss es rausholen und darf es nicht verstecken. Auch mal Quatsch machen, zum Beispiel vorzugeben, tollpatschig zu sein, darüber freuen sich die Kinder sehr.

Ich bin auch jemand, der sich schnell auf neue Situationen einstellen kann. Wenn es also einem Gast schlecht geht, dem anderen wiederum gut und ich beide gleichzeitig versorgen muss, kann ich gut zwischen den Situationen wechseln. Das ist hier sehr wichtig.

 

Wie gehst Du mit Trauer oder traurigen Momenten um?

Das ist eine sehr gute Frage. Ich glaube, dass es sehr wichtig ist, gerade in einer Einrichtung wie der Sternenbrücke, die Balance zu finden zwischen Nähe und Distanz. Ich kann mich sehr gut auf die Familien und Gäste einstellen, aber ich nehme nichts mit nach Hause. Das heißt, ich verlasse das Gelände und dann ist die Tür zu. Natürlich bewegt es einen sehr. Man bewältigt es auch, wenn man ein tolles Team hat. Das Team ist nicht nur das Pflegeteam, sondern das ganze Haus. Wir unterstützen uns hier alle sehr. Gerade wenn ein Gast die Kraft zu leben verloren hat und verstirbt. Man merkt es dann an der Atmosphäre im Haus. Sie wird ganz ruhig, sehr bedächtig. Wir achten noch mehr aufeinander, es wird noch mehr gefragt: „Wie geht es Dir? Was empfindest Du?“. Ich glaube das macht diesen Ort so unglaublich wertvoll.

 

Vielen lieben Dank Martina, für diese interessanten und persönlichen Einblicke!

 

 

 

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