Tiergestützte Intervention

Tiergestützte Intervention im Kinder-Hospiz Sternenbrücke

Tiere üben eine faszinierende Wirkung auf viele Menschen aus und beeinflussen ihre Emotionen und Verhalten positiv. Durch Mensch-Tier-Interaktionen kann soziale Kompetenz und Selbstwirksamkeit erfahren werden, was eine Stärkung des Selbstbewusstseins, der eigenen Identität und Individualität bewirkt. 

 

Was bedeutet tiergestützte Intervention? 

Wenn Tiere unterstützend zum Wohle eines Menschen in Therapiemaßnahmen eingebunden werden, nennen wir dies „tiergestützte Intervention“ (TGI). 

 

Der Begriff Therapie umschreibt eine Vielzahl von Heilverfahren, die darauf abzielen, die Ursachen und Folgen von Krankheiten zu beseitigen. Bei der tiergestützten Intervention fungieren Fachkraft und Tier gemeinsam als Therapieteam, wobei der Mensch die Verantwortung für den Therapieprozess übernimmt und das Tier eine ergänzende und begleitende Rolle spielt. Das Tier allein wirkt nur zu einem geringen Teil therapeutisch, die ausgebildete Fachkraft ist der Hauptakteur. 

 

Wie wirkt die tiergestützte Intervention? 

Bei der tiergestützten Intervention können die Tiere aus der Nähe oder nur aus der Distanz beobachtet werden; sie können berührt werden, oder der Kontakt kann für gemeinsame Aktionen genutzt werden. Aus diesen Interaktionen gehen positive Wirkungen hervor, die gezielt der Entwicklung und Stabilisierung psychischer, sozialer, emotionaler und kognitiver Fähigkeiten dienlich sind. Wobei hier der Akzent aber auf die Mehrung von Lebensqualität – und vor allem von Lebensfreude – gesetzt ist. 

 

Für Unternehmungen parat stehen im Kinder-Hospiz Sternenbrücke die Schweine Timbo und Trüffel; ebenso wie die Therapie-Begleithunde Willi und Anouk. Des weiteren besteht zu festen Terminen die Möglichkeit der Reittherapie

 

In unserer Arbeit im stationären Kinder- und Jugendhospiz steht nicht nur das betroffene Kind, der betroffene Jugendliche oder junge Erwachsene im Mittelpunkt – wir betreuen im multiprofessionellen Team die ganze Familie und eine Stärkung des gesamten Familiensystems ist unser Ziel. Unsere tiergestützten Interventionen in der Sternenbrücke sind deshalb ein Angebot an unsere Gäste wie auch ihre Geschwister. 

Schweine

Unsere Schweine Timbo und Trüffel werden dressiert

Unsere tierischen „Mitarbeiter“ Timbo und Trüffel wohnen seit März 2017 auf dem Gelände der Sternenbrücke. Die beiden eignen sich aufgrund ihrer sensiblen Art hervorragend als Begleiter für unsere kleinen und großen Gäste. Sie lassen sich vieles beibringen, hören auf ihren Namen und können gestreichelt werden. Sie können beide „Sitz“ machen und die „Pfote“ (Klaue) geben, wenn man ihnen im Gegenzug dafür eine Leckerei anbietet. 

 

Tiergestützte Einsätze werden an drei Tagen der Woche durch eine Fachkraft für tiergestützte Intervention angeboten. Die Tiere in diesem Rahmen zu füttern, ihnen mit einer Bürste den Rücken zu kraulen oder mit ihnen spazieren zu gehen, ist für viele Kinder ein besonderes Erlebnis. 

Viele unserer unheilbar erkrankten Gäste leiden unter Allergien – die Borsten der Schweine rufen jedoch keinerlei solcher Empfindsamkeiten hervor, was Timbo und Trüffel für die Sternenbrücke zu idealen Haustieren macht. 

 

Bei uns haben die beiden alles, was ein Schwein braucht, um artgerecht gehalten zu werden. Einen Stall mit isolierter Schlafhütte, unterschiedliche Bodenflächen, Kratzbäume, Sträucher, eine Suhle und genug Platz, um umherzurennen oder sich auch einmal aus dem Weg gehen zu können.

Therapie-Begleithunde 

Kinder spielen mit Therapie-Begleithund Anouk im Garten

Immer wieder wurde von unseren jungen Gästen in der Sternenbrücke der Wunsch nach einem Hund geäußert. Es ist eine Tatsache, dass vor allem Hunde bei Menschen viel bewirken können. Sie sind Freunde, Tröster, Zuhörer oder Helfer und allein ihre Anwesenheit wirkt sich positiv auf die Atmosphäre aus. Sie nehmen uns, so wie wir sind.  

 

Doch der Einsatz von Hunden in einem Kinderhospiz stellt viele Voraussetzungen an Mensch und Tier, die wir dabei zu bedenken hatten. Unsere beiden Hunde Willi und Anouk, die seit kurzem bei uns im Haus im Einsatz sind, haben daher mit ihren Frauchen eine Ausbildung zum Therapie-Begleithund durchlaufen und sind den Umgang mit Kindern und Gästen mit besonderen Ansprüchen gewohnt. 

Therapie-Begleithund Willi im Einsatz mit Frauchen Isabell Zugelder Therapie-Begleithund Willi im Einsatz mit Frauchen Isabell Zugelder

Ein umfassendes Hygienekonzept wurde für den Einsatz der Therapie-Begleithunde in der Sternenbrücke erarbeitet, welches das Risiko für das Auftreten von Tierallergien minimiert.  

 

Jeden Tag erleben wir, wie viel Gespür und Vorsicht die Hunde gegenüber „unseren“ Kindern zeigen. Auch die Freude unserer erkrankten Gäste beim Umgang mit ihnen ist nicht zu übersehen. Schwerstmehrfachbehinderte Kinder, die sonst sehr zurückhaltend oder geradezu still sind, blühen auf. Sie formulieren Laute, lachen und sind ganz aufgeregt und lebendig. 

 

Therapie-Begleithunde fördern:  

  • das Selbstwertgefühl  

  • die Persönlichkeitsentwicklung  

  • die emotionale Stabilität  

  • das Sozialverhalten  

  • die soziale Integration  

  • die (nonverbale) Kommunikation die Selbsttätigkeit und Aktivität der Sinneswahrnehmung,  

  • die motorische Entwicklung und Wahrnehmungsförderung  

  • die kognitive Entwicklung  

Reittherapie

Reittherapie im Kinder-Hospiz Sternenbrücke

Ein weiteres Angebot der tiergestützten Intervention in der Sternenbrücke lässt besonders die Herzen aller Pferdefans höherschlagen: die Reittherapie. Zweimal im Monat findet die Therapie mit Pferden, angeleitet von zwei Therapeutinnen, im nahegelegenen Hamburg-Iserbrook oder auch bei uns vor Ort statt, je nachdem, was einfacher für die angemeldeten Personen ist.

 

Vertrauen als wichtige Grundlage der Reittherapie

Einfühlsam gehen die ausgebildeten Therapeutinnen mit ihren Pferden auf die Kinder zu und bauen wichtiges Vertrauen auf, sodass sie das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit bekommen. Die Pferde stellen dabei einen besonderen Ruhepol dar und können das Zulassen von Schmerz und Trauer erleichtern. Denn haben die Kinder erst einmal Vertrauen zu den Tieren gefasst, können sie ihnen all ihre Ängste, Gefühle und Sorgen anvertrauen und erzählen, ohne sie dabei zu belasten.

Sie bieten auch die Möglichkeit sich anzulehnen und dabei Nähe zuzulassen und zu erfahren. Der körperliche Kontakt zu den ruhigen Tieren und die rhythmischen Bewegungen beim Reiten können zu bewussterer Atmung führen, die wiederum innere Anspannungen und Verkrampfungen lösen kann.

 

Das Ziel dieser tiergestützten therapeutischen Intervention ist eine stärkere Körperwahrnehmung sowie ein neuer Zugang zu unterdrückten oder unterbewussten Emotionen. Den Kindern wird Zeit und Raum für ihre Wünsche und Gefühle gegeben oder aber sie genießen diese besondere Zeit im Rahmen der Reittherapie einfach als Moment der Stille – ganz nach ihrer jeweiligen Stimmungslage und den aktuellen Bedürfnissen.

Die Tiergestützte Intervention bereichert unsere Arbeit 

Die Tiere machen unser Haus noch ein Stück lebendiger. Sie lassen schwere Stunden für einen kleinen Moment etwas leichter werden, die eigene belastende Situation einen Augenblick vergessen und hinterlassen ein Lächeln in Gesichtern von Kindern, die kaum noch sehen können, aber die warme Schnauze oder das weiche Fell an der Hand fühlen. Das zu beobachten, berührt zutiefst. Und es zeigt, dass unsere tierischen Freunde „Großes“ bewirken können. 

 

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